Nordkorea heizt Spannungen mit Abschuss von Marschflugkörpern weiter an
Nordkorea hat die Spannungen im Verhältnis zu Südkorea mit dem Abschuss mehrerer Marschflugkörper weiter angeheizt. Die Marschflugkörper aus Nordkorea seien am Samstag im Gelben Meer zwischen China und der koreanischen Halbinsel niedergegangen, teilte der südkoreanische Generalstab mit. Botschafter der USA, der EU und anderer Staaten bei den Vereinten Nationen riefen derweil China auf, Nordkorea an der Umgehung von UN-Sanktionen zu hindern.
Der Abschuss der nordkoreanischen Marschflugkörper ereignete sich nach Angaben des südkoreanischen Generalstabs gegen 04.00 Uhr Ortszeit (Freitag 21.00 Uhr MESZ). Südkorea und die USA analysierten die Starts und beobachteten „Anzeichen für weitere Aktivitäten“, hieß es weiter. Vor drei Tagen hatte Nordkorea an der gegenüberliegenden Küste zwei ballistische Raketen ins Ostmeer abgefeuert, das auch als Japanisches Meer bekannt ist.
Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Pjöngjang nimmt in letzter Zeit immer wieder Waffentests vor. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un strebt die Ausweitung der Waffenentwicklung an, darunter auch taktische Atomwaffen. Südkorea und die USA haben in den vergangenen Monaten ihre Verteidigungszusammenarbeit intensiviert und gemeinsame Militärmanöver abgehalten.
Am Dienstag hatte Washington die Stationierung eines mit Atomwaffen bestückten U-Boots in Südkorea verkündet. Zuletzt war ein solches Schiff 1981 nach Südkorea entsandt worden. Es war erwartet worden, dass dieser Schritt eine Reaktion Nordkoreas hervorrufen würde. Am Mittwoch folgte dann zunächst der Abschuss von zwei ballistische Kurzstreckenraketen durch das nordkoreanische Militär.
Nordkoreas Verteidigungsminister Kang Sun Nam warnte am Donnerstag, die „zunehmende Sichtbarkeit der Stationierung (…) strategischer Kapazitäten“ einschließlich der Entsendung des atomwaffenfähigen U-Boots durch die USA könnte unter Pjöngjangs „Bedingungen zum Einsatz von Atomwaffen“ fallen.
Das Verteidigungsministerium in Seoul entgegnete am Freitag, der Einsatz von Atomwaffen würde das „Ende“ für das „nordkoreanische Regime“ bedeuten. Jeder Atomangriff Nordkoreas werde „eine sofortige, überwältigende und entschiedene Antwort“ nach sich ziehen.
Nordkorea unterliegt wegen seines Raketen- und Atomwaffenprogramms seit 2006 UN-Sanktionen, die bis 2017 drei Mal verschärft wurden. Die USA, die EU und einige Partnerländer baten China am Freitag in einem gemeinsamen Brief um „Hilfe“, Nordkorea am Umgehen der UN-Sanktionen zu hindern.
In ihrem Brief an den chinesischen Botschafter Zhang Jun äußerten sie sich „besorgt“, dass von den Sanktionen betroffene Erdölfrachter immer wieder in chinesischen Gewässern gesichtet würden. China müsse diese Schiffe inspizieren und umgehend ausweisen.
Das Schreiben wurde von den Botschaftern Deutschlands, Frankreichs, Italiens, der EU, Großbritanniens, der USA, Kanadas, Australiens, Neuseelands, Japans und Südkoreas unterzeichnet. Beigefügt wurden Satellitenbilder, die nach Angaben der Botschafter zeigen, dass „diese Praktiken in Chinas Hoheitsgebiet“ 2022 und 2023 angedauert hätten.
Die Botschafter forderten Peking nun auf, „eine starke und einige Botschaft auszusenden, dass Nordkorea von Provokationen absehen, seine Verpflichtungen einhalten soll“. Das Land müsse auf eine vollkommene, nachprüfbare und irreversible atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel“ hinarbeiten.
Zusätzlich belastet werden die Beziehungen zu Pjöngjang durch die Festnahme eines US-Soldaten im nordkoreanischen Grenzgebiet. Der Soldat Travis King hatte am Dienstag bei einer Besichtigungstour die stark gesicherte Grenze von Süd- nach Nordkorea übertreten. Die USA gehen davon aus, dass er in Gewahrsam genommen wurde, und sind nach eigenen Angaben „sehr besorgt“, wie er in dem autoritären Staat behandelt werde.
King hatte die Grenze nach Angaben der US-Armee „absichtlich und ohne Erlaubnis“ übertreten. Nachdem er bis vor Kurzem in Südkorea rund zwei Monate wegen Vorwürfen der Körperverletzung in Haft gewesen war, hätte er demnächst in die USA zurückkehren und sich einem Disziplinarverfahren der US-Armee stellen sollen.
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