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Aus der Versenkung zum Oscar-Favorit? Warum Brendan Fraser ein Mega-Comeback winkt
In „The Whale“ spielt Brendan Fraser einen übergewichtigen, depressiven Mann. Läutet diese uneitle Rolle sein Comeback in Hollywood ein?
Aus der ellenlagen Liste an vielversprechenden Werken, die im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig (31. August bis 10. September) vorgestellt werden, sticht ein Film besonders hervor. Es handelt sich dabei um das Filmdrama „The Whale“ von Darren Aronofsky (53). Der, darauf deutet jedenfalls die Handlung hin, eine tiefschürfende Geschichte über Trauer, Reue und den Wunsch um Vergebung erzählt.
Im Zentrum des Films: der einstige Hollywood-Schönling Brendan Fraser (53) als titelgebender und fast 300 Kilo schwerer „Wal“. Er verkörpert Englischlehrer Charlie, den der Tod seines Partners in die Fettsucht getrieben hat und der die letzte Chance verstreichen sieht, sich mit seiner entfremdeten Tochter auszusöhnen. Doch „The Whale“ stellt nicht nur das eindrucksvolle Comeback von Fraser auf der ganz großen Leinwand dar. Es könnte ihn sogar in Gefilde des Ruhms führen, die er als Schmachtobjekt nie zu Gesicht bekam – bis zu den Academy Awards?
Immer der Außenseiter
Es mag schwer vorstellbar erscheinen. Doch gab es tatsächlich eine Zeit, in der nicht etwa Dwayne Johnson (50), Ryan Reynolds (45) oder neuerdings Tom Holland (26) die Hauptrollen in (komödiantischen) Action- und Abenteuerfilmen für sich gepachtet hatten. Die Zeit rund um die Jahrtausendwende gehörte Fraser. Als „Steinzeit Junior“ und damit als weltfremder, treudoofer Naivling war er 1992 auf der Hollywood-Bildfläche erschienen. Über die Jahre kultivierte er diese Figur und reifte zum Blockbuster-Helden.
An den Höhepunkt seiner körperlichen Fitness gelang Fraser 1997. Erneut war dies einer „Fish out of Water“-Komödie zu verdanken, der Tarzan-Parodie „George – Der aus dem Dschungel kam“. Braungebrannt, mit wallender Mähne und eindrucksvollem Sixpack verzauberte er an der Seite von Leslie Mann (50).
Der endgültige kommerzielle Durchbruch gelang ihm zwei Jahre später dank des Fantasystreifens „Die Mumie“, die mit zwei Fortsetzungen von 2001 und 2008 zur Trilogie wuchs. Für die kommenden Jahre, so schien es, müsste sich die Traumfabrik nur Frasers Nummer auf die Schnellwahltaste legen, um das Action-Kino mit seinem Hauptdarsteller zu versehen. Doch es kam anders.
Die dunkle Seite des Ruhms
Frasers Gesundheit litt massiv unter seiner Profession. Aufgrund selbst durchgeführter Stunts musste er sich unter anderem an der Wirbelsäule und am Knie Operationen unterziehen. Mehr noch als physisch litt er jedoch psychisch an den Folgen seines Ruhms. 2018 enthüllte Fraser im Zuge der #MeToo-Bewegung, im Jahr 2003 – zum Höhepunkt seines Erfolgs – vom damaligen Präsidenten der Hollywood Foreign Press Association sexuell belästigt und begrapscht worden zu sein.
Was diese unerlaubte Berührung in ihm ausgelöst hat? „Ich fühlte mich krank. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Ich fühlte mich, als wäre da ein Ball in meinem Hals. Ich dachte, ich würde gleich weinen.“ Doch echte Konsequenzen zogen seine Anschuldigungen nicht nach sich, zumindest nicht für den vermeintlichen Täter. Fraser dagegen, durch die Scheidung von seiner Ehefrau Afton Smith und den Tod seiner Mutter noch weiter bekräftigt, verfiel in eine tiefe Depression.
Per Seelenstrip zurück ins große Rampenlicht?
Ganz von der Bildfläche verschwand Fraser zwar nie, besagte Bildfläche wurde aber deutlich kleiner. Mit diversen Serien- und TV-Rollen hielt er sich über Wasser, von „Texas Rising“ bis zuletzt der DC-Serie „Doom Patrol“.
Was uns in die Gegenwart und zu Aronofskys „The Whale“ bringt. Nicht nur phonetisch erinnert der Film an ein anderes Drama des Filmemachers – „The Wrestler“ von 2008. Statt Fraser setzte darin der ebenfalls von Hollywood aussortierte Mickey Rourke (69) zum uneitlen Seelenstrip an. Und erhielt als abgewrackter, herzkranker und wasserstoffblonder Wrestler, der abseits des schwindenden Rampenlichts um die Gunst seiner Tochter ringt, seine erste und bislang einzige Oscar-Nominierung.
Einen ähnlich semi-autobiografischen Touch versprüht auch „The Whale“, das Porträt eines tief depressiven Mannes. Wie Fraser galt auch Rourke einst als Paradebeispiel des Hollywood-Sexappeals. Und ähnlich schnell wurden beide fallengelassen, als sie diesem Schönheitsstandard in der Traumfabrik nicht mehr entsprechen konnten.
Doch genau hier könnte nun Frasers Chance liegen. Denn ernste Rollen nahm er im Laufe seiner Karriere immer wieder an. Allein wollten diese nie so recht aus dem Schatten seiner Komödien und Abenteuerfilmen treten und gerieten so in Vergessenheit.
Plötzlich wieder gefragt
Ob „The Whale“ Fraser gar zu einem Oscar-Anwärter machen könnte, muss sich erst zeigen. Die Quote von Aronofsky kann sich jedenfalls sehen lassen. Natalie Portman (41) erhielt 2011 für „Black Swan“ den Oscar, Ellen Burstyn (89) wurde für „Requiem for a Dream“ als Hauptdarstellerin nominiert, ging aber wie Rourke acht Jahre später leer aus. Doch auch Ausreißer gibt es: Ausgerechnet Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence (31) wurde für Aronofskys „Mother!“ für die Goldene Himbeere nominiert.
Ganz unabhängig von dem potenziellen Erfolg eines „The Whale“ scheint Frasers zweiter Frühling in Hollywood gekommen zu sein. Zwei ebenfalls vielversprechende Filme mit ihm in tragenden Rollen befinden sich bereits in der Postproduktion: Das stargespickte Western-Drama „Killers of the Flower Moon“, unter anderem mit Leonardo DiCaprio (47), Robert De Niro (78) und Jesse Plemons (34). Und die Comic-Adaption zu „Batgirl“, in der Fraser Berichten zufolge Bösewicht Garfield Lynns alias Firefly mimt.
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