Bis zu 300 Millionen Einheiten: Brüssel will Weg für Kauf von Corona-Impfstoff frei machen

Bis zu 300 Millionen Einheiten Brüssel will Weg für Kauf von Corona-Impfstoff frei machen

Im Eiltempo zum Impfstoff

Große Hoffnungen ruhen auf einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Foto: Andreas Arnold/dpa

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Der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer ist die große Hoffnung in der Pandemie. Brüssel will den Liefervertrag dazu formal absegnen. In Deutschland macht man sich Gedanken zum praktischen Ablauf der Impfungen.

Die EU-Kommission will heute den Weg für den Kauf von bis zu 300 Millionen Einheiten des vielversprechenden Corona-Impfstoffs der Firmen Biontech und Pfizer frei machen.

Der bereits fertig ausgehandelte Liefervertrag mit den beiden Herstellern soll formal gebilligt werden, wie Kommissionschefin Ursula von der Leyen angekündigt hat.

Biontech und Pfizer hatten am Montag bekannt gegeben, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19 biete. Jedoch sind die Studien dazu noch nicht abgeschlossen. Einen Antrag auf Zulassung in den USA kündigten sie frühestens für kommende Woche an. Auch in Europa soll eine Zulassung angestrebt werden.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, dass es eine Informations- und Aufklärungskampagne zur Corona-Impfung geben solle. Die Bundesregierung werde bei der Furcht vor Impfungen oder Nebenwirkungen auf volle Transparenz setzen, sagte sie der «Augsburger Allgemeinen» (Mittwoch). «Um dieser Angst zu begegnen, ist die kontinuierliche Information und Aufklärung der Bevölkerung zur Wirksamkeit der Impfung und ihrer Risiken wichtig.» Sie bekräftigte, dass keine Impfpflicht vorgesehen sei.

Die Bundesregierung bleibe bei ihrer Prognose, dass erst ab kommenden Sommer flächendeckend Impfstoff zur Verfügung stehen werde, sagte Karliczek. Der AOK-Bundesverband geht davon aus, dass der Bund die Kosten für die Impfungen gegen das Coronavirus übernimmt. «Zu finanzieren sind neben den Impfstoffen auch ärztliche Leistungen und Infrastruktur-Kosten», sagte der Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), Martin Litsch, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). «Die AOK sind als gesetzliche Krankenversicherung gerne bereit, ihre Strukturen für die Abrechnung dieser Kosten bereitzustellen, soweit die Kosten über Bundeszuschüsse ausgeglichen werden.»

Der Epidemiologe Rüdiger von Kries, der Mitglied der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut ist, verwies am Dienstagabend in der Sendung «ARD extra» auf die Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit viele Menschen zu impfen. Dazu müsse man erst einmal geeignetes Personal bekommen. «Der öffentliche Gesundheitsdienst ist so weit ausgedünnt, dass der das sicherlich nicht stemmen kann.» Man werde versuchen, andere Ärzte zu gewinnen – etwa Ärzte im Ruhestand.

Der CDU-Politiker Norbert Röttgen warnte unterdessen vor allzu großer Euphorie wegen der Aussicht auf einen Corona-Impfstoff. «Es wäre eine tragische Ironie, wenn die guten Nachrichten über einen bald verfügbaren Impfstoff zu Nachlässigkeit führen würden», sagte er dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Mittwoch). Die Menschen müssten sich stattdessen auf «vier schwere Wintermonate einstellen, die uns höchste Anstrengungen und maximale Disziplin abverlangen».

Dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, gehen etwa die Corona-Maßnahmen in den Schulen nicht weit genug. Der «Passauer Neuen Presse» (Mittwoch) sagte er: «In fast allen Bundesländern wurden die Hygienestufenpläne, die in den Corona-Hotspots wieder auf halbierte Klassen setzten, außer Kraft gesetzt. Schulen sollen auf Biegen und Brechen offen bleiben.»

Er hoffe, dass generelle Schulschließungen vermeidbar seien, sagte Meidinger. «Dazu müssen aber bei exponentiell wachsenden Infektionszahlen die präventiven Vorsichtsmaßnahmen an Schulen hochgefahren werden», fordert er. Dazu zähle neben der Maskenpflicht auch die vorübergehende Wiedereinführung der Abstandsregel, was halbierte Klassen und Wechselbetrieb bedeuten würde.

dpa

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