Fakten zum Feldhasen: Der „echte Osterhase“ ist kurzsichtig und hat ein extravagantes Sexleben

Feldhasen sind die wilden Vorbilder des Osterhasen. Ihr schneller Sprint und das Hakenschlagen sind allgemein bekannt. Doch sie haben viele weitere bemerkenswerte Fähigkeiten: schwanger werden von mehreren Vätern zum Beispiel.

Inhaltsverzeichnis

Ostern naht – und für die sagenhaften, fiktiven Osterhasen gibt es wieder viel zu tun. Sie verstecken Süßigkeiten für Kinder an den unmöglichsten Stellen.

Sein Vorbild hat der Osterhase in einem realen Tier, dem Feldhasen. Da es ihn in ganz Europa und damit auch in vielen Teilen Deutschlands gibt, haben viele Menschen schon echte Hasen in freier Wildbahn gesehen. Und viele wissen, dass der Feldhase ein recht bemerkenswertes Tier ist. Dass er extrem schnell laufen kann und dabei Haken schlägt, ist allgemein bekannt. Das grau-braune Wildtier verfügt über eine ganze Reihe von besonderen Fähigkeiten. Hier ein paar Feldhasen-Fakten.

Kann der Feldhase wirklich so schnell rennen, wie im Volksmund behauptet wird?

Wer einen Feldhasen gemütlich hoppeln sieht, wundert sich vielleicht. Kann dieses Tier auf 80 Stundenkilometer beschleunigen? Ja, kann es. Der Feldhase hat sehr lange, kräftige Hinterläufe, mit denen er im Extremfall schneller läuft als jeder Spitzensportler. Er kann bis zu zwei Meter hoch und drei Meter weit springen. Auf 80 Sachen beschleunigt er in großer Not, wenn er auf der Flucht ist. Um Verfolger abzuschütteln, schlagen Hasen auch ihre berühmten Haken, das sind abrupte Richtungswechsel.

Allerdings kostet ein Sprint sehr viel Kraft – Feldhasen setzen also wirklich nur zu solch einer spektakulären Flucht an, wenn sie Angst um ihr Leben haben. Das berühmte Hoppeln kommt übrigens, weil die Hinterläufe länger sind als die Vorderläufe.

Ein "Osterhase" im Sprint über einen Fußballplatz

Flotter Osterhase: Feldhasen rennen auf jeden Fall schneller als Fußballspieler, wie dieses Foto zeigt

© Stefan Matzke / Picture Alliance

Auf dem Weg „nach Hause“ sind Feldhasen sehr vorsichtig und nutzen ebenfalls ihre große Sprungkraft. Um eventuelle Verfolger abzuschütteln und sich nicht durch ihren Geruch zu verraten, nehmen sie Umwege zu ihrer Sasse in Kauf. So nennt man die Mulde, in der sie schlafen. Und mit einem großen Satz springen sie dann in die Mulde, damit sie möglichst keine Duftspur hinterlassen.

Aus der Sasse heraus beobachten sie auch ihre Umgebung, der Überblick über das Terrain ist überlebenswichtig für sie. Dabei nehmen Feldhasen vor allem Bewegungen wahr. Die Tiere sind kurzsichtig.

Ich habe schon öfter Feldhasen gesehen – sind das immer dieselben?

Das ist sehr gut möglich, denn Feldhasen bleiben ihr Leben lang ihrem Standort treu. Das gilt auch für die Jungen. Da die Tiere nachtaktiv sind, begegnet man ihnen jedoch relativ selten bei Tageslicht.

Wie viele Feldhasen es in Deutschland gibt, kann nur grob überschlagen werden. Die Deutsche Wildtier-Stiftung schätzt den Bestand auf gut drei Millionen Exemplare hierzulande, wobei es regional starke Unterschiede gebe, wie der Stiftungsvorsitzende Professor Klaus Hackländer jüngst in einem Interview mit der „Futterpost“ erklärte. Generell seien die Bestände in den vergangenen 100 Jahren bei uns deutlich gesunken, so der Wildtier-Experte. Dies lasse sich an den jährlichen Jagdstrecken ablesen, also an den Statistiken der Jäger in Deutschland, die das erlegte Wild dokumentieren.

Der „echte Osterhase“ leidet unter der intensiven Landwirtschaft

Relativ gut vertreten sei der Feldhase im Tiefland Nordwestdeutschlands und in den südwestdeutschen Mittelgebirgen. Deutlich schlechter sehe es dagegen in Nord-Ostdeutschland aus. Dort mache die intensive Landwirtschaft den Tieren besonders zu schaffen.

Der Feldhase brauche offene und halboffene Landschaften, wo er viele Kräuter finde, seine Jungen in Ruhe großziehen und sich vor Beutegreifern gut verstecken könne. Maisfelder und ständiges Mähen der Flächen vertreiben die Tiere – und töteten ihre Jungen.

In Gebieten, in denen Feldhasen leben, finden laut Hackländer auch andere Tiere, die bei uns seltener geworden sind, einen geeigneten Lebensraum, beispielsweise Rebhühner und Feldlerchen sowie viele andere Singvögel, Insekten und andere kleine Säugetiere. Wo der Feldhase wohne, sei also auch die Artenvielfalt zu Hause.

Vermehren sich Hasen tatsächlich „wie die Karnickel“?

Eindeutig ja. Das ist auch notwendig, weil so viele Jungtiere in der intensiven Landwirtschaft sterben oder auch von Fressfeinden erbeutet werden. Die meisten kleinen Häschen werden kein Jahr alt. Drei bis fünfmal pro Saison wirft die Häsin Junge – und es sind bis zu fünf Tiere pro Wurf.

Der Nachwuchs eines Wurfs kann von mehreren Vätern stammen. Das liegt daran, dass die Häsin sich mehrmals paart und dann auch die Föten dieser verschiedenen Väter austrägt.

Sogar während der Tragzeit kann sie erneut befruchtet werden: In ihrer Gebärmutter reifen dann Jungtiere unterschiedlicher Entwicklungsstadien heran. In der Biologie heißt dieses Phänomen Superfötation. Doppelte Befruchtungen kennt man vor allem aus dem Tierreich, wobei Feldhasen die prominentesten Vertreter sind. Ganz unmöglich sind solche doppelten Schwangerschaften aber auch beim Menschen nicht.

Kleiner Osterhase: ein graubraunes Feldhasen-Baby in seinem Versteck am Boden

Kleine „Osterhasen“ bitte nicht anfassen! Feldhasen-Babys liegen rund um die Uhr in ihrer Sasse und warten, dass die Mutter einmal täglich zum Säugen vorbeikommt.

© Wolfgang Willner Naturfoto & Nat / Picture Alliance

Mehrfach-Paarungen der Feldhasen bedeutet aber noch lange nicht, dass die Häsin auf jedes x-beliebige Langohr hereinfällt. Im Gegenteil: die Weibchen sind sehr wählerisch: Nur männliche Tiere, die in Wettrennen oder Boxkämpfen beweisen, wie stark sie sind, werden von den Hasen-Damen als Partner ausgewählt. Abgesehen von der Paarungszeit gelten Feldhasen als Einzelgänger

Was für Laute geben Feldhasen von sich? Oder sind sie stumm?

Hasen sind nicht stumm, aber die meisten Menschen haben vermutlich noch nie die Laute eines Hasen gehört, denn die Tiere sind ja sehr scheu.

Wenn sie in großer Not sind, können sie sehr schrille, quäkende Laute von sich geben, heißt es in einem Artenporträt der Deutschen Wildtier-Stiftung. Jäger erinnere dies an das Geschrei von Kindern. Junghasen können demnach quietschende Geräusche erzeugen. Und auch ein leises „Murren“ ist von Feldhasen überliefert.

Quellen: Deutsche Wildtier-Stiftung, „Futterpost„, Biologie-Schule.deJagdstrecken des Deutschen Jagdverbandes, Österreichischer Tierschutzverein, Artikel zu Superfötation bei „Brigitte.de

Fertiggericht oder frisch gekocht: Welches Ostermenü überzeugt im Test?

Sehen Sie ein Video aus unserem Archiv: Zu Ostern planen viele Familien große Festessen. Doch kann man sich die Mühe auch sparen und auf Fertiggerichte setzen? Eine Familie hat den großen Test gemacht: Fertiggericht oder frisch gekocht – welches Ostermenü schmeckt besser?

Posts aus derselben Kategorie: