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Fund in Großbritannien Römische Kultur auch ohne Imperium – wie sich der Niedergang des Reichs hinauszögerte
Um 400 nach Christus verließen die Legionen Britannien. Doch in einigen Gebieten hielt sich die römische Lebensweise bevor das dunkle Zeitalter begann. In Chedworth konnte man sich noch Mitte des fünften Jahrhunderts prächtige Neubauten leisten.
In vielen Teilen Europas ging der Abzug der römischen Legionen gegen Ende des Imperiums mit einem schnellen Niedergang einher. Zu erkennen ist das anhand der Scherben im Erdboden. Zur Zeit der Römer ging auch immer mal etwas kaputt, also finden sich zerbrochene Reste. Dann kommen die Eroberer und man findet eine hohe Scherbendichte – der sprichwörtliche Elefant wütetete im Porzellanladen. Dann enden die Scherbenfunde plötzlich, weil diese Güter nicht mehr neu hergestellt werden.
Aber neben den Regionen, in denen das Imperium so abrupt endete, gibt es Gebiete, in denen sich die römische Kultur auch nach dem Ende der Herrschaft Roms hielt – um ganz langsam dem Ende zuzugehen. In Gloucestershire, England, wurde nun ein Mosaik aus dem fünften Jahrhundert gefunden, das dort eine römische Villa zierte. Das Besondere: Um 400 hatten die Römer die Britischen Inseln eigentlich aufgegeben.
Britannien als Außenposten
Nachdem die Rheingrenze 406 fiel und Gallien verloren ging, war die Insel abgeschnitten. Das römische Britannien war im Niedergang. Der Wechsel kam abrupt, um 350 gibt es noch Zeichen großen Wohlstands, nur 50 Jahre später verlassen die römischen Truppen fluchtartig die Insel, 400 Jahre nach der Eroberung durch Vespasian. Nach 407 finden sich kaum noch römische Münzen. Es scheint fast, als hätten die Römer alles Kostbare mitgenommen. Historiker dachten, dass die frühen Briten nach dem Zusammenbruch des kaiserlichen Verwaltungssystems die römischen Villen und Bevölkerungszentren aufgegeben hatten. Damit beginnt eine Zeit, die als dunkles Zeitalter bekannt wurde.
„Es wurde angenommen, dass der größte Teil der Bevölkerung sich der Subsistenzlandwirtschaft zuwandte, um sich selbst zu erhalten“, sagt Martin Papworth, ein Archäologe des britischen National Trust. „Das Spannende an der Datierung dieses Mosaiks in Chedworth ist, dass es ein Beweis für einen allmählichen Niedergang ist. Die Schaffung eines neuen Raumes und die Verlegung eines neuen Fußbodens deuten auf Wohlstand und eine Mosaikindustrie hin, die 50 Jahre später als gedacht fortgesetzt wurde.“
Niedergang der Handwerkskunst
Das Mosaik wurde im Jahr 2017 entdeckt, konnte aber erst jetzt endgültig datiert werden. Im Vergleich zu den Mosaiken aus dem vierten Jahrhundert, die in der gleichen Villa und anderswo in Britannien gefunden wurden, ist ein Abfall der Qualität zu erkennen. Die Fähigkeiten der Handwerker ließen deutlich nach. Das Ende der römischen Herrschaft bedeutete in England auch das Ende der Geldwirtschaft. Arbeiten und Dienstleistungen wurden nicht mehr mit einer Währung bezahlt. Damit endete auch die hochgradig arbeitsteilige Wirtschaft des Imperiums.
Doch trotz einiger Fehler ist das Mosaik ein komplexes Kunstwerk. Eine äußere Umrandung aus Kreisen ist mit Blumen und Knoten gefüllt sind.
Papworth sagte, dass dieser Fund einen relativ langsameren Verfall der Lebensweise der reichen Eliten Reichen im Südwesten Englands zeigt. Verglichen etwa mit dem Norden und Osten, wo die reichen Landsitze bei Überfällen rasch geplündert und zerstört wurden, hatte man hier noch Mitte des fünften Jahrhunderts einen Sommerspeisesaal angefertigt.
Gutsbesitz in bester Gegend
Die Villa wurde kurz nach der römischen Eroberung im Jahr 120 errichtet und dann kontinuierlich über 300 Jahre hinweg ausgebaut. Es handelt sich um eine sehr fruchtbare Region. In der Umgebung finden sich die Reste von 50 römischen Landsitzen. Anzunehmen ist, dass die Eroberer sich die fruchtbare Gegend sicherten und dort die römische Form der Landwirtschaft einführten.
Für die meisten Menschen bedeutet das Leben in einer Villa nicht eine Mahlzeit in den von Mosaiken geschmückten Räumen, sondern die Sklaverei. Auf ihr beruhte das System der Villen.
Nach 300 Jahren wollten die Besitzer die Villa und das damit verbundene Landgut nicht aufgeben. Zumal es immer weniger „sichere“ Zonen im Imperium gab. Eine Flucht hätte nur Sinn gemacht, wenn die gleiche Familie in dem schrumpfenden Herrschaftsgebiet ebenfalls Großgrundbesitz besessen hätte.
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