Gewerkschaften DGB fordert Feiertag: «Frauen unzureichend berücksichtigt»
Bisher gibt es den Frauentag nur in Berlin als gesetzlichen Feiertag. Der DGB will das jetzt ändern, denn auch in Niedersachsen müsse die Benachteiligung von Frauen sichtbarer werden.
Der Internationale Frauentag am 8. März soll nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auch in Niedersachsen ein gesetzlicher Feiertag werden. Die Sichtbarmachung der Benachteiligung von Frauen durch einen solchen Feiertag sei überfällig, teilte der DGB der Deutschen Presse-Agentur in Hannover mit. Bisher ist Berlin das einzige Bundesland, in dem der 8. März ein Feiertag ist.
«Niedersachsen hat bei der Gleichstellung von Frauen und Männern noch viel Luft nach oben», sagte Sophia Michaelis, die beim DGB-Bezirk für Frauen- und Gleichstellungspolitik zuständig ist. «Viele Frauen arbeiten in prekären und schlecht bezahlten Minijobs und unfreiwilliger Teilzeit. Ebenso leisten sie immer noch den Löwenanteil bei der Betreuung von Kindern und Angehörigen.» Das führe sowohl im Erwerbsleben als auch im Alter zu einem Mangel an sozialer Absicherung und finanzieller Unabhängigkeit.
Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, der sogenannte Gender Pay Gap, ging in Niedersachsen zuletzt laut Michaelis von 21 Prozent im Jahr 2020 auf 19 Prozent im Jahr 2021 zurück. Allerdings sei das vor allem auf ein sinkendes Einkommen der Männer in der Corona-Pandemie und weniger auf eine fortschreitende Gleichstellung zurückzuführen.
Michaelis warb zudem dafür, Frauen stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, etwa im Landtag. Dort liegt der Frauenanteil derzeit bei lediglich 29 Prozent. Der DGB fordert stattdessen ein ausgeglichenes Verhältnis männlicher und weiblicher Abgeordneter sowie mehr Frauen in Experten- und Krisenstäben. «Die Corona-Situation hat sehr deutlich gezeigt, dass die Bedarfe von Frauen unzureichend berücksichtigt wurden», sagte Michaelis.
Weil die Belange von Frauen auch bei der Digitalisierung, der Klimapolitik und der Veränderung der Arbeitswelt stärker berücksichtigt werden müssten, stellt der DGB den Frauentag in diesem Jahr unter das Motto «Wandel ist weiblich».
Die Landesarmutskonferenz (LAK) betonte, dass Frauen auch häufiger von Armut bedroht seien als Männer. Ihre Gefährdungsquote liege bei 18,1 Prozent im Vergleich zu 15,9 Prozent bei den Männern. «Die wachsende Spaltung unserer Gesellschaft zwischen Arm und Reich verläuft auch entlang der Geschlechtergrenzen», sagte LAK-Sprecherin Eva Thalmeier.
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