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Wer 45 Jahre arbeitet und das knapp 40 Stunden die Woche, verbringt in seinem Leben durchschnittlich über 90.000 Stunden am Arbeitsplatz. Immer mehr junge Arbeitnehmer fordern daher eine bessere Balance zwischen Privatleben und Beruf. Die Generation Y, also die zwischen 1980 und 2000 Geborenen, galten dabei in den letzten Jahren als Vorreiter. Guter Job ja, aber bitte nicht auf Kosten von Privatleben und Familie. Wenn die Arbeit dann auch noch Sinn macht, verzichten die Millennials auch gern auf mehr Geld – so die Annahme.
Doch eine aktuelle Studie zieht das in Zweifel. Die dauerbelastbaren, strebsamen Millennials sind offensichtlich aktuell oft unzufrieden mit ihrem Job. Sie sehen in der Arbeit weniger Sinn als ihre Vorgänger und fühlen sich nicht genug gefordert und außerdem unfair entlohnt. So lautet zumindest das Fazit des „Working Better Together„-Reports der dänischen Firma Peakon. Weltweit analysiert sie mit Hilfe von Algorithmen die Motivation in Mitarbeitern in Unternehmen. Die Daten der aktuellen Erhebung stammen aus Antworten von über 40 Millionen Beteiligten in 125 Ländern – 2,4 Millionen Datenpunkte davon kommen aus Deutschland.
Vier Generationen auf dem Arbeitsmarkt
„Unsere Daten zeigen, dass Millennials, die angeblich von Leidenschaft und Sinnsuche angetrieben werden, nicht von der Mission und den Zielen ihres Unternehmens inspiriert werden“, sagt Kasper Hulthin, Mitgründer und Chief Growth Officer von Peakon, zu den Ergebnisse der Studie. Fakt ist: Nur zwei von fünf Befragten halten ihren Job für sinnstiftend und würden ihren Arbeitgeber daher auch nicht im Freundeskreis empfehlen. Und auch mit ihrer Vergütung sind die Millennials unzufrieden. Nur einer aus fünf Befragten findet seine Bezahlung angemessen – und fühlt sich schlechter abgesichert als noch die Generation ihrer Eltern.
„Zwischen den Generationen, die sich aktuell auf dem Arbeitsmarkt befinden, ist schon ein Wertewandel ersichtlich“, sagt auch der Arbeitspsychologe Peter Fischer von der Uni Regensburg. Während die Babyboomer ihren Fokus eher auf Karriere als einen wichtigen Aspekt legten, stehe in den späteren Generationen immer mehr die Fragen von der Work-Life-Balance im Vordergrund, so der Experte. Keine einfache Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer – denn aktuell befinden sich vier Gruppen von Arbeitnehmern auf dem Markt: Die Babyboomer (1946-1964), der Generation X (1965-1980), den Millennials/Generation Y (1981-1996) und der Generation Z (1997-2012).
Auf der Suche nach Sinn
„Früher dachte man, die Leute müssten sich an das Unternehmen anpassen, in dem sie arbeiten“, so Fischer. Doch die Generation Y habe andere Anforderungen an ihren Job – und auch den Führungsstil im Unternehmen. Ein Arbeitsplatz mit viel Flexibilität und flachen Hierarchien spiele eine immer größere Rolle: „Die jungen Menschen suchen viel mehr nach Sinn und denken kollektiver als noch die Generationen vor ihnen“, so Fischer.
Trotzdem warnt der Experte davor, von einer Studie auf die gesamte Situation in der Arbeitswelt zu schließen. Denn ein gewisser Wandel sei normal und auch notwendig. Wichtig sei jedoch, dass Unternehmen und Führungskräfte diese Veränderungen erkennen und darauf reagieren: „Es geht um die Frage von generationengerechter Führung“, so Fischer. Dabei müssen alle Mitarbeiter die Anliegen der anderen kennen und verstehen lernen, zum Beispiel, wenn es um den Umgang mit sozialen Medien und neuen Technologien geht. Auch die Zusammenarbeit in generationenübergreifenden Teams könne ein guter Schritt sein.
Arbeiten auf Augenhöhe
Schaut man die Studienergebnisse an, scheint dies aktuell jedoch in vielen Unternehmen keine Umsetzung zu finden. Denn im Vergleich zu ihren älteren Kollegen, haben die Millennials offensichtlich nicht das Gefühl, das tun zu können, wofür sie ausgebildet sind. Während bei den Babyboomern besonders nach vier bis fünf Jahren im Unternehmen das Gefühl immer weiter steigt, die eigenen Fähigkeiten umsetzen zu können, nimmt dies bei den Millennials im Verlauf der Betriebszugehörigkeit immer weiter ab. Mit den Jahren sinkt dann auch die Loyalität und das Vertrauen in die Führung des Unternehmens. „Aus unseren Daten wird ersichtlich, dass insbesondere Millennials deutlich kritischer mit ihren Arbeitgebern ins Gericht gehen. Das gilt vor allem in den Bereichen, die ihnen besonders wichtig sind, wie sinnhafte Arbeit“, sagt Martin Daniel, Community Manager bei Peakon.
Laut Arbeitspsychologe Peter Fischer sind die meisten Millennials aber nun nicht per se unglücklich und unmotiviert. Eher im Gegenteil: „Keine Generation hat zum Beispiel so viel gegründet, wie die Generation Y.“ Zudem seien sie weniger sexistisch, weniger homophobe und viel offener für Neues. Dazu gehöre aber ebene auch eine neue Form der Arbeitskultur: „Junge Arbeitnehmer haben heute einen anderen Selbstwert“, so Fischer. „Sie wollen mitreden und mitbestimmen.“ Wichtig sei daher, ihnen auf Augenhöhe und ohne die klassischen Vorurteile zu begegnen und ihnen die Chance zu geben, sich zu entwickeln.
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