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Natur Waldbrände in Brandenburg: Hunderte in Sicherheit gebracht
An gleich zwei Stellen südwestlich von Berlin kämpfen Einsatzkräfte gegen Waldbrände. Die Flammen sind so dicht, dass Hunderte ihre Häuser verlassen müssen.
Dunkle Schwaden über dem Wald, beißender Rauch in der Luft, ein dramatischer Kampf gegen die Flammen: Hunderte Menschen haben sich am Wochenende vor Waldbränden in Brandenburg in Sicherheit bringen müssen.
Die Lage in Treuenbrietzen ist nach Einschätzung des Landkreises Potsdam-Mittelmark derzeit stabil. In der Nacht zu Montag seien 435 Einsatzkräfte vor Ort. «Am Morgen hoffen wir dann auf den versprochenen Regen», sagte Sprecherin Andrea Metzler der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage in Beelitz, wo ein weiterer Waldbrand ausgebrochen war, sei dagegen kompliziert. Dort habe man das Feuer noch nicht im Griff.
Der Waldbrand bei Beelitz hatte sich nach Angaben von Bürgermeister Bernhard Knuth (parteilos) bis zum frühen Abend auf 200 Hektar ausgebreitet. Einige Straßenzüge wurden evakuiert. Zudem seien Bewohner anderer Straßen aufgefordert worden, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. «Wir hoffen, dass die Ausbreitung zum Stoppen kommt und wir letztlich erfolgreich das Feuer bekämpfen können», sagte Knuth. Später ergänzte er, der Waldbrand sei unter Kontrolle. Bis in die Nacht müsse noch mit heftigen Windböen gerechnet werden, die das Feuer anfachen könnten.
Bei Treuenbrietzen kämpfen Feuerwehr und Bundeswehr schon seit Freitag am Boden und aus der Luft gegen ein Feuer, das sich durch wechselnde Winde ausbreitete. Rund 600 Menschen hatten dort ihre Häuser verlassen müssen.
Ministerpräsident und Innenminister vor Ort
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Innenminister Michael Stübgen (CDU) informierten sich am Sonntagnachmittag vor Ort in Treuenbrietzen. Stübgen sagte am Abend im rbb-Fernsehen, es zeichne sich eine leichte Entspannung ab. Es sei zu hoffen, dass am Montagmorgen Gewitter und viel, viel Regen kämen.
Ministerpräsident Woidke hatte zuvor eine weitere Verschärfung der Lage nicht ausgeschlossen. Rund 600 Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen. «Es kann sein, dass es zu weiteren Evakuierungen kommt», sagte er. Auch das Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen bereitete sich vorsorglich auf eine Räumung vor.
«Wir haben derzeit 1400 Einsatzkräfte im Einsatz», sagte Woidke. Überwiegend seien es Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren aus Brandenburg, aber auch solche aus Sachsen-Anhalt seien da. Außerdem wird Hilfe aus Berlin erwartet. Dazu kommen nach Woidkes Angaben Bundeswehrsoldaten und Kräfte des Technischen Hilfswerkes und anderer Rettungsorganisation.
Treuenbrietzen liegt etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin und 40 Kilometer von Potsdam entfernt. Der Brand war am Freitag in einem Kiefernwaldstück auf 60 Hektar ausgebrochen. Noch am Samstag schien sich die Lage zu stabilisieren: Die Flammen wurden bis auf 40 Hektar eingedämmt. Doch in der Nacht zum Sonntag war dann die Rede von rund 100 Hektar Brandfläche, am Sonntag waren es bereits 200 Hektar. Das entspricht etwa 280 Fußballfeldern. 2018 hatte es in der gleichen Gegend einen Waldbrand auf 400 Hektar gegeben. Woidke sagte, die Lage sei jetzt noch dramatischer als 2018.
Zu den geräumten Stadtteilen gehörten Frohnsdorf, Tiefenbrunnen und Klausdorf. Die Menschen verließen ihre Häuser zügig, mit Koffern und Taschen, mit Hunden und Katzen, wie die Sprecherin des Landkreises, Andrea Metzler, sagte. «Sie wissen ja wie es läuft, viele waren 2018 beim großen Waldbrand schon einmal in der Situation.» Viele Menschen kamen bei Freunden oder Verwandten unter.
Zudem diente die Stadthalle in Treuenbrietzen als Notunterkunft. Eine etwa 80-jährige Frau, die sich dort in Sicherheit gebracht hatte, wirkte am Sonntagnachmittag sichtlich mitgenommen. Das Schlimmste sei, wenn man sein Haus verlassen müsse, den Schlüssel umdrehe und nicht wisse, ob es morgen noch existiere, sagte sie im Gespräch mit einem dpa-Reporter.
Schwierige Brandbekämpfung wegen ehemaligem Sprengplatz
Treuenbrietzen mit insgesamt 7500 Einwohnern hat etwa ein Dutzend Ortsteile. Insgesamt breitet sich die Stadt über eine Fläche von mehr als 200 Quadratkilometer aus. Zum Vergleich: Berlin hat knapp 900 Quadratkilometer.
Die Ortsmitte war am Sonntagnachmittag fast menschenleer, wie ein dpa-Reporter berichtete. In der Luft lag ein leichter Schmorgeruch. Am Kreisverkehr an der B102 war eine Polizeisperre aufgebaut. Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks fuhren mit Blaulicht durch den Ort. Ein blauer Wasserwerfer der Polizei war zur Unterstützung der Löscharbeiten angerückt. Die Feuerwehr war mit großen Löschwagen in Richtung der abgesperrten B102 unterwegs. Dahinter fuhr eine Kolonne des Deutschen Roten Kreuzes mit mehreren Transportern.
Der Kampf gegen die Flammen ist in dem Gebiet besonders schwierig: Weil im Boden eines ehemaligen Spreng- und Übungsplatzes Munition und Kampfmittel liegen, kommen die Feuerwehrleute nicht direkt an den Brand heran. Geht das Feuer durch die Fläche, kann im Boden versteckte Munition hochgehen. Hubschrauber der Bundeswehr nahmen deshalb in Dutzenden Löschflügen Zehntausende Liter Wasser aus einem nahen Baggersee auf und löschten von oben.
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