Pommersches Landesmuseum: Slenczka will mit Pfunden wuchern

Pommersches Landesmuseum: Slenczka will mit Pfunden wuchern

Historikerin Ruth Slenczka

Zum Februar übernimmt Ruth Slenczka als neue Chefin des Pommerschen Landesmuseums. Foto: Stefan Sauer/dpa/Archivbild

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Zum Februar übernimmt Ruth Slenczka als neue Chefin des Pommerschen Landesmuseums. Sie findet die Arbeit mit historischen Exponaten entgegen mancher Trends wichtig und zitiert Loriot.

Die neue Chefin des Pommerschen Landesmuseums findet historische Originale in Museen entgegen mancher Trends wichtig für die historische Bildung. Sie könnten dazu beitragen, «die Welt, in der wir leben, als historisch gewachsen wahrzunehmen», sagte Ruth Slenczka der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe auch bei historischen Museen den Trend hin zu Erlebnismuseen, in denen nicht mehr viel mit Originalen gearbeitet werde. «Das ist hier ja anders, und das finde ich auch wichtig.» Für sie sei es Teil der DNA eines Museums, Originale vorzuhalten und zu sammeln. Wichtig sei zusätzlich die Vermittlung und Einordnung.

Von den Exponaten an ihrer neuen Wirkungsstätte habe sich Slenczka bisher am meisten mit dem Croy-Teppich beschäftigt. Der aus dem Besitz der Pommernherzöge stammende Monumental-Teppich aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigt Martin Luther bei der Predigt vor dem sächsischen und pommerschen Fürstenhaus. Das sei ein «einzigartiges Objekt», sagte Slenczka, die aus der Reformationswissenschaft stammt.

Nach Slenczkas Plänen sollen die Dauerausstellungen in Greifswald bekannter werden. «Jetzt muss es darum gehen, mit diesen Pfunden wirklich zu wuchern.» In den zurückliegenden Jahren hätten vor allem große Sonderausstellungen Außenwirkung entfaltet. Sie verwies etwa auf die Expressionismus-Schau «Zwei Männer und ein Meer» von 2015 mit Werken von Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff. «Das war einfach eine ganz tolle und auch Publikum anziehende Ausstellung.» Die Aufgabe müsse jetzt sein, «wirklich mit den Dauerausstellungen noch mehr ins Gespräch zu kommen».

Außerdem wolle Slenczka erreichen, «dass das Museum viel stärker zum Türöffner für die Region wird». Besucher, die sich im Museum über Geschichte, Kultur und Kunst informiert haben, sollen eine «Erlebnistour» in der Tasche haben, um historische Orte in Pommern zu entdecken. Mit Blick auf die Entwicklung des Museums gibt sich Slenczka selbstbewusst. In fünf Jahren solle für Ostseeurlauber im Nordosten frei nach Loriot gelten: «Ein Urlaub ohne das Pommersche Landesmuseum ist möglich, aber sinnlos.»

Zu den Besonderheiten des Pommerschen Landesmuseums zählt laut Slenczka, dass es mit der Landesgeschichte und der Gemäldegalerie mit Schwerpunkt Romantik zwei Sparten habe. Ihr als Historikerin und Kunsthistorikerin komme das entgegen. Derzeit entsteht für mehrere Millionen Euro die «Galerie der Romantik» in der die Gemäldegalerie neu präsentiert werden soll. Teil des Vorhabens ist auch der Neubau einer «Kapelle» als Einstimmungsraum. Plan sei es, dass die Ausstellung 2024 fertig werden soll – dem Jahr des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich. Sicher ist sich Slenczka noch nicht. «Das müssen Sie mich in einem Jahr nochmal fragen.» Die Corona-Pandemie habe zu Verzögerungen geführt.

Seit Mitte Dezember ist das Museum wegen Corona-Beschränkungen geschlossen. Wann es wieder Besucher empfangen kann, ist noch unklar. Slenczka übernimmt zum Februar das Amt der Direktorin. Sie folgt damit auf Gründungsdirektor Uwe Schröder, der das Museum 25 Jahre geführt hat. Nachdem Schröder Ende April vergangenen Jahres in den Ruhestand gegangen war, hatte Gunter Dehnert, Historiker am Museum, die Leitung kommissarisch übernommen.

Slenczka ist in Köln geboren worden und studierte Geschichte, Kunstgeschichte und evangelische Theologie in Mainz, Bonn und in Göttingen, wo sie 1994 promovierte. Zuletzt leitete sie die Wittenberger Museen (Lutherhaus und Melanchthonhaus). «Ich wollte schon als Kind Museumsdirektorin werden», sagte Slenczka.

dpa

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