Ukraine-Krieg: Eltern mit ihren Kindern fliehen aus der Ukraine. Doch für Waisenkinder ist die Situation dramatisch schlecht

Ukraine-Krieg Eltern mit ihren Kindern fliehen aus der Ukraine. Doch für Waisenkinder ist die Situation dramatisch schlecht

Dieses Foto soll die Kinder im Keller eines Waisenhauses in der ukrainischen Stadt Kropywnyzkyj zeigen

Dieses Foto soll die Kinder im Keller eines Waisenhauses in der ukrainischen Stadt Kropywnyzkyj zeigen

© Nastya Tumobog / stern-online

Hundertausende Menschen fliehen vor Putins Krieg aus der Ukraine. Viele von ihnen sind Frauen mit ihren Kindern. Wer nicht flüchten kann, sind Waisenkinder. Ihre Lage ist äußerst dramatisch, wie Berichte aus dem Land zeigen.

Hunderttausende Menschen aus der Ukraine suchen Schutz vor dem Krieg. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR stellt sich auf bis zu vier Millionen Flüchtende ein. UNHCR gab am Mittwoch eine erneut gestiegene Zahl von rund 874.000 Menschen an, die das Land verlassen hätten. Sie fliehen vor allem nach Polen, Ungarn, Rumänien, aber auch Deutschland. Das Bundesinnenministerium zählte zuletzt 5000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland.

Es sind vor allem Frauen und Kinder, die die sicheren Länder Europas derzeit erreichen. Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen die Ukraine nicht verlassen. Viele Männer bringen daher ihre Frauen und Kinder an die Grenzen und müssen sich dann von ihnen trennen.

Polen und Israel nehmen Waisenkinder aus der Ukraine auf

Besonders kritisch aber bleibt die Situation in der Ukraine für Kinder, die keine Eltern haben, die sie in Sicherheit bringen können. Zwar können einige der Waisenkinder in Sicherheit gebracht werden. Polen will 2000 Waisenkinder aus dem Land aufnehmen. Eine erste Gruppe von 300 Kindern solle bereits am Mittwoch ankommen, erklärte die Hilfsorganisation Caritas Polen am Dienstag. Die Kinder kommen laut der Organisation vor allem aus Waisenhäusern im Osten der Ukraine, die bisher am schwersten von dem russischen Angriff betroffen ist.

Auch Israel will Waisenkinder aufnehmen: Mehr als hundert jüdische Waisenkinder aus der Ukraine sind nach israelischen Angaben über die Grenze nach Rumänien in Sicherheit gebracht worden. Sie seien dort von israelischen Diplomat:innen in Empfang genommen und mit Decken, warmen Socken, Handwärmern sowie weiterer Ausrüstung ausgestattet worden, teilte der israelische Außenminister Jair Lapid am Dienstagabend bei Twitter mit. Ziel sei es, die Kinder nach Israel zu bringen. Die israelische Nachrichtenseite ynet schrieb, das Waisenhaus liege in der ukrainischen Großstadt Schytomyr.

Foto zeigt Waisenkinder in Keller

Doch nicht alle Waisenkinder haben so viel Glück, wie ein Bild zeigt, dass den stern aus der Ukraine erreicht hat. Es zeigt kleine Kinder in einem Keller, die Schutz vor dem Krieg suchen. Es soll aus einem Waisenhaus in Kropywnyzkyj (bis 2016 Kirowohrad) in der Zentralukraine stammen, rund 230.000 Einwohner:innen hat die Stadt. Der stern konnte die Existenz und die Lage des Waisenhauses im Süden der Stadt verifizieren.

Zugesendet wurde das Foto unserer Redaktion von Tatyana Aurich. Die Ukrainerin lebt seit 20 Jahren in Hamburg. Teile ihrer Familie leben noch in der Ukraine, etwa ihre Mutter. Das Foto habe ihr ihr Bruder weitergeleitet, ein Polizist in der Ukraine. Zuerst soll das Foto in dem Telegram-Kanal „UkrainaOnline“ von Nastya Tumobog veröffentlicht worden sein, wo derzeit viele Bilder des Krieges geteilt werden.

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„Diese Kinder wissen nicht, ob und wann ihnen geholfen wird“

Aurichs Bruder berichtete ihr, dass Essen und Medikamente in der Einrichtung knapp werden, Windeln seien Mangelware, erzählt Aurich dem stern in einem Telefongespräch. Im Keller sei es kalt. Die Kinder seien zum Teil krank, verunsichert und traumatisiert.

Der Großteil der Hilfe würde die Grenzen und die großen Städte erreichen. Kleinere und abgelegenere Städte wie Kropywnyzkyj würden „übersehen“, so Aurich. „Aber es gibt dort auch Kinder und Waisenhäuser. Viele Kinder haben Eltern, aber diese Kinder nicht. Diese Kinder wissen nicht, ob und wann ihnen geholfen wird“, berichtet Aurich unter Tränen.  

Zwar gebe es momentan nicht so viele Angriffe in Kropywnyzkyj, da sich die Stadt wegen ihrer Lage nicht im direkten Fadenkreuz der russischen Truppen befände. Doch Beschüsse habe es schon gegeben. Am Dienstag sei Luftalarm ausgelöst worden.

Aurich appelliert, die Waisenkinder in der Ukraine nicht zu vergessen. „Kinder mit Eltern schaffen es ins Ausland. Nur nicht die Waisenkinder.“

Die Menschen in den von Krieg und Gewalt betroffenen Gebieten in der Ukraine brauchen unsere Hilfe. Die Stiftung stern arbeitet mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen, die von uns geprüft wurden. Wir leiten Ihre Spende ohne Abzug weiter. Über diesen Link kommen Sie direkt zu unserem Spendenformular.

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rw / mit Material der Nachrichtenagenturen DPA ud AFP

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